Sich einsetzen und nachhaltig etwas bewirken

Feldkirch Brigitta Soraperra ist vieles: Regisseurin, Autorin, Dramaturgin, Projektleiterin – aber auch Möglich-Macherin, Kultur-Netzwerkerin und Mitgestalterin von gesellschaftlichen Prozessen. „Ich habe für mich entschieden, dass ich in meiner zweiten Lebenshälfte nachhaltig etwas bewirken möchte“, erklärt die Feldkircherin. Aus diesem Grund engagiert sie sich seit einigen Jahren in der IG Geburtskultur a-z, einer Initiative von sieben Fachfrauen, denen eine „ganzheitliche und gesundheitsfördernde Geburtskultur“ in Vorarlberg am Herzen liegt. Aktuell gestaltet sie als eine von drei Kuratorinnen die Ausstellung „geburtskultur. vom gebären und geboren werden“ im Frauenmuseum Hittsau mit und hat mithilfe zahlreicher Kooperationspartner ein begleitendes landesweites Rahmenprogramm auf die Beine gestellt.

„Für mich ist es ausgesprochen wichtig, gestalterisch tätig zu sein und mit meinen Fähigkeiten und Talenten einen positiven Beitrag zum Gesamtwohl zu leisten“, erklärt Soraperra ihre Lebensphilosophie. So sehe sie sich selber nicht als klassische Regietheater-Regisseurin, die stur ihre künstlerischen Visionen mittels Anweisungen an die Schauspieler umsetzt. Vielmehr ist ihr die Arbeit mit einem Team wichtig, das gemeinsame Gestalten einer Aufführung. „Ich wollte Regisseurin werden, weil ich im Rahmen des Theaters die Möglichkeit gesehen habe, tiefgehend auf ein Thema einzugehen, dieses mit anderen Menschen zu erproben und das Ergebnis der gemeinsamen Forschungsarbeit der Öffentlichkeit präsentieren zu können“, führt sie weiter aus. Nach über vierzig Inszenierungen verfügt sie auf diesem Gebiet über viel Erfahrung. Große Erfolge waren die „Vagina-Monologe“ oder ihre eigenwillige Interpretation des Stücks „Mutters Courage“ in der Remise Bludenz.

Möglichkeitsorte

Ein vertrautes Umfeld ist für die innovative Kulturvermittlerin von großer Bedeutung, bevorzugt arbeitet sie im Dreiländereck Schweiz, Liechtenstein und Vorarlberg. „Ich sehe mich auch als Visionärin – indem ich Möglichkeitsorte als kulturelle Orte umsetze“, erläutert sie. Ihr eigener, kleiner Experimentierraum in Feldkirch, die Wexelstube, ist auch ein „Raum für Begeisterung“, den sie anderen Kreativen auf Zeit zur Verfügung stellt. „Kulturarbeit wird oft als Hobby abgetan. Für mich bedeutet dies jedoch eine Aufgabe. Die Freiheit, für Dinge einzustehen, die mir sehr wichtig sind, bedeutet mir allerdings sehr viel.“ Ihre Arbeiten stehen für keinen typischen „Soraperra-Style“: „Bei der Wahl meiner Projekte sind es immer die Themen oder die Rahmenbedingungen, die mich interessieren. So war es beispielsweise bei den ‚Vögeln’ eine besondere Herausforderung, mit rund 150 Leuten die Burgruine Jagdberg zu bespielen.“ Die jeweiligen Themen müssen sie berühren und eine aktuelle gesellschaftspolitische Relevanz beinhalten. So war sie auch schon als Dramaturgin bei einem Theaterstück für Kinder tätig, in dem Sexualität aus der Sicht von Kindern beleuchtet wird.

Geburt stellt Weichen

Und nun ist es also die Entwicklung einer neuen Geburtskultur, für die sie sich entschieden einsetzt: „Weil wir nicht nur sterblich, sondern zuerst einmal geburtlich sind und weil der Start ins Leben durchaus entscheidend ist. Es ist nicht egal, wie wir geboren werden, Geburt stellt Weichen – nicht nur für die individuellen Menschen, sondern für die ganze Gesellschaft. Eine positiv erlebte Geburt legt nachweislich den Grundstein für körperliche und seelische Gesundheit, aber auch für Beziehungsfähigkeit und die Fähigkeit, das eigene Potential in die Welt bringen zu können. Wir müssen am Beginn ansetzen, wenn wir als Gesellschaft nachhaltig etwas bewirken und verändern wollen.“ BI